
Willkommen
im Blog der
Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz!
Hier berichten unsere Musiker*innen aus dem Orchesteralltag - von Proben, Stories aus dem Tourbus oder von ihren Konzerterlebnissen.
Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen!

Der Blog der Staatsphilharmonie
Tag der offenen Tür 2023; hier kommt eine Bilderflut...
(bei den Videos auf das 🎵-Symbol in der rechten unteren Ecke klicken, um den Ton anzuschalten)







Es war wunderschön: angefangen vom strahlenden Sonnenschein, über die tolle Atmosphäre schon morgens bei der öffentlichen Probe, bei der erstmals wieder unser Publikum auch direkt neben uns im Orchester sitzen konnte, über das kulinarische Angebot bis hin zum musikalischen Tagesprogramm mit Ensemble Colourage, - ursprünglich in Zusammenarbeit mit der Popakademie gegründet, schreiben sie im Probenprozess ihre Stücke selbst und bewegen sich stilistisch zwischen europäischer Klassik und der Musiktraditionen des Nahen Osten, gefolgt von einem Bläser-Klavier-Kammerensemble mit einer Fassung von Strauss‘ Till Eulenspiegel, dem Chiarina Quartett, bei dem ich wieder einmal mitwirken durfte zusammen mit Wolfgang Güntner am Kontrabass, dem Dschungelbuch, einer musikalischen Erzählung für Familien und Kinder, sowie zum fulminanten Ausklang des Tages mit der „Riders Revival Band“ und als krönenden Abschluss der hauseigenen Bigband „Swinging Birds“ unter der Leitung von Ralf Rudolph mit Special Guests Heike Schuhmacher, Blacky P. Schwarz, Gesang und Stargast an der Klarinette Intendant Beat Fehlmann.
Diese Aufzählung beinhaltet aber nur das Saalprogramm, denn desweiteren haben wir nachmittags im Ensemble mit Soloviolinist Frieder Funk noch zum Kaffee aufgespielt, von Walzer bis Boogie war da alles dabei, und im benachbarten Klangreich gab es die Möglichkeit die verschiedenen Orchesterinstrumente einmal auszuprobieren und einige wurden sogar näher vorgestellt von Kollegen von uns.
An dieser Stelle ein RIESEN Dankeschön an die Mitglieder des SO um 5 Kammermusik Teams, die auch mit helfenden Händen aus dem Orchester und Freunden, wieder einmal diesen sehr besonderen Tag von und mit unserem Orchester erst möglich gemacht haben.
Herzliche Grüße,
Rut
P.s.: Tja, wenn ich meine Kinder frage: trotz aller schönen Musik war ihr Highlight:

Die Bergbesteigung
Vor ein paar Tagen gab es einen Facebook-Post von unserer Staatsphilharmonie-Öffentlichkeitsarbeit mit Fotos von Toblach, dem Toblacher See und auch dem kleinen Holzhäuschen, in dem Mahler so gerne in den Sommermonaten komponierte, u.a. eben seine 9.te Sinfonie. Vor ein paar Jahren war ich selbst dort im Urlaub und stand eben auch am Ufer dieses wunderschön und idyllisch gelegenen Sees mit dem Blick auf ein großartiges Bergpanorama.
Vermutlich auch weil ich gerade nochmals die Fotos gesehen hatte, war es für mich trotzdem frappierend: als wir den ersten Satz der Sinfonie heute Abend anfingen zu spielen, hatte ich diese Berg-Bilder im Kopf; nicht einfach nur die Fotos, sondern fühlte mich durch die Musik hineingezaubert in einen friedlichen und ruhigen Morgen in den Bergen.
Die Sinfonie, ja eigentlich schon allein der erste Satz in seiner Vielschichtigkeit an Stimmungen, Tempi und Farben, erscheint mir wie eine große Bergtour: man startet an einem wunderschönen Morgen recht früh, weil man um die Länge des Weges und die Schwierigkeiten des Aufstiegs weiß, das Wetter ist gut, die Sonne scheint, niemand ist sonst unterwegs.
Aber in den Bergen kann es auch schnell umschlagen, kann es Gewitter geben, vielleicht sogar Steinschlag und andere Gefahren.
Heute habe ich das Spielen im Konzert sehr genossen: für mich war es eine konzentrierte und energiegeladene Anspannung und Atmosphäre. Immer wieder habe ich auch das Publikum in meinem Sichtfeld beobachten können, die uns mal friedvoll lauschten, oft sogar mit geschlossenen Augen, besonders im Letzten so emotionalen Satz, und auch aufgewühlt wurden durch die großartige Musik.
Es ist ein Glücksgefühl, wenn das Publikum sich so einlassen kann: sie haben sich uns auf der schweren und beeindruckenden Wanderung angeschlossen.
Morgen gibt es eine kurze Verschnaufpause,
bevor wir Staatsphilharmoniker am Sonntag, 10.September, zum „Tag der offenen Tür“ in unseren Räumen und Saal einladen. Zu Beginn gibt es gleich eine öffentliche Orchesterprobe, dann etwas Kammermusik, das Ensemble Colourage ist genauso zu hören, wie Musik zum Kaffee, bis zum Abschluss die „hauseigene Bigband“ aufspielt.
Das Wetter verspricht nochmals wunderbar zu werden.
Sehen wir uns dort?
Herzliche Grüße,
Rut



»Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist." (Victor Hugo)
oder um sich noch kürzer zu fassen mit E.T.A. Hoffmanns Ausspruch:
„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“ .
Diese Woche treffen es diese Zitate wohl am ehesten für mich: seit Dienstag proben wir Mahlers 9.Sinfonie. Für mich eine Premiere dazu, denn als dieses Werk zuletzt auf dem Spielplan stand, war ich gerade in Babypause mit meiner Tochter. Und gleichsam beschreiben diese Zitate auch die Musik, besonders des ersten Satzes dieses Stückes. Ganz naiv dachte ich noch vor der ersten Probe, da „nur“ dieses Stück auf dem Programm morgen steht, dass wir ja sooo viel Zeit hätten, die zugegebenermaßen recht überdimensionierte Sinfonie von 80min Spielzeit zu erarbeiten.
Tja, auch jetzt, nach dem dritten Probentag, habe ich das Gefühl, gerade beim vielschichtigen ersten Satz, noch teils gar nicht „durchzusteigen“, noch gar nicht wirklich zu verstehen, was Linienführung und Zusammenspiel, Tempogestaltung der Abschnitte und Gesamtübersicht angeht.
Ich weiß nur eines: es ist dies ein überwältigendes Werk, dass einen emotional wie kräftemäßig sehr fordert, da die Musik einfach gefangen nimmt: von überirdisch schönen Themen, zu Anspielungen an andere Stücke bis zu grotesk verzerrten und bis zur Brutalität ausgeformten Motiven wie im dritten Satz, der formal durch die vielen fugati auch nicht einfach zu überblicken ist, kulminiert alles im vierten und letzten Satz, bei dem man laut unserem Chefdirigenten wirklich annehmen kann, da steht jemand am Ende seines Lebens und hat nun doch seinen Frieden gefunden.
Apropos, wieder wie letzte Woche der Hinweis für Spontane: heute Abend findet um 21:30Uhr ein Late-Night-Talk diesmal mit Michael Francis zu Mahlers 9te statt, den ich sehr empfehlen kann. Gerade seine Ausführungen und Informationen, seine Interpretation hat mir diese Tage das Stück näher gebracht.
Und zuletzt natürlich die herzliche Einladung zum Konzert morgen, 8.9.23 um 19:30 im Konzertsaal des Pfalzbaus.
Es gibt noch Karten und ich würde mich über jeden freuen, der dieses phantastische Werk mit uns erleben möchte.
Herzliche Grüße,
Rut Bantay
P.s.: da hier schon so viele Zitate geflossen sind, noch eines von Alban Berg über Mahlers Sinfonie und eine Gedicht von Hesse, welches für mich persönlich sehr zum vierten Satz passt.




Afterwork-out oder Coupon für Physiotherapie
Um die Formulierung des Staatsphilharmonie facebook posts zu "stehlen": ich ringe auch gerade nach Worten. Erst vor einer Stunde bin ich von unserem fulminanten Metropolis-Film-Saisonstart nach Hause gekommen und bin noch ganz benommen: zunächst weil es wirklich für uns Musiker ein sehr anstrengendes Werk, nicht nur wegen der Länge von 145min, zu spielen ist: in der Pause habe ich scherzhafte Stimmen einiger Kollegen gehört, dass wir ja gerade aus der "unteren Stadt", der Arbeiter-Stadt also kämen..., sondern auch, weil einen die Musik zum Film wirklich gefangen nimmt. Durch die Leitmotivtechnik wiederholen sich die Themen immer wieder und werden noch in ihrer Eindrücklichkeit unterstrichen. Unser Dirigent des heutigen Abends Stefanos Tsialis, nicht nur auf dem speziellen Gebiet des Live-zum-Film spielens ein alter Hase, hat uns trotz dem engen Korsett der vorgegebenen Tempi durch die wechselnden Szenen immer wieder animiert frei zu spielen und gestalten zu können.
Gut, dass es nach 2/3 des Filmes eine Pause gab, denn gerade kräftemäßig empfand ich den letzten Teil, auch wegen der gleichbleibend stark und lauten Dynamik, als sehr anstrengend. Besonders wir Streicher könnten jetzt erst einmal Schulter-Nacken-Rücken-Massagen gebrauchen. Jedenfalls sehen unsere Konzertmeisterin, die phantastisch durch den Abend geführt hat, und ich ziemlich glücklich aus nach Beendigung, trotz des Paparazzi...
Zumindest eine dreitägige Pause gibt es nun für den Großteil von uns, bevor es nächste Woche an die Proben für Mahlers 9te geht. Zunächst findet aber am Sonntag, mit ganz kleiner Besetzung, noch Schönbergs "Pierrot lunaire" statt.
Gute Nacht! Möge zwischen Hirn und Händen immer ein entspannter Rücken sein...(frei nach Fritz Lang)

Frohes Neues...!
Normalerweise beginnt ein Neues Jahr natürlich an einem 1.Januar, aber ich finde, diesen Wunsch oder Gruß kann man sehr gut auch heute, zumindest wenn man Teil unseres Orchesters ist, anbringen: genau heute, am 31.August 2023 startet unser neues Spielzeitheft alias Saison-Kalender. Ab heute kann man jeden Tag mit "uns" verbringen und wird entweder jeweils über die Konzerte oder Veranstaltungen informiert oder kann anderes Interessantes und Ergänzendes erfahren. Wenn man jetzt also sehr spontan wäre, könnte man noch schnell ins Foyer der Philharmonie rennen, um beim ersten "Late Night Talk" zu Modern Times 1 dabei zu sein und sich dann selbstverständlich morgen gegenüber im Pfalzbau zu unserem Saisonauftakt auch den Film "Metropolis" mit der Live-Musik von uns anzusehen und zu hören, denn dafür haben wir jetzt die letzten drei Tage eifrig geprobt!
Warum ich denn nicht auch heute Abend anzutreffen bin? Na, ich muss doch hier schreiben und außerdem schläft bereits Kind 2 selig im Nebenzimmer.
In jedem Fall viel Vergnügen heute beim Anstoßen auf's Neue!
Herzliche Grüße,
Rut