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Der Kern

  • Autorenbild: Rut Bantay
    Rut Bantay
  • 5. Juni 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. Juni 2024

Heute schreibe ich erstmals nicht hinsichtlich eines aktuell laufenden Projektes oder in der Rückschau auf ein Konzert von meinem Orchester.

Vorhin habe ich meine beiden Kinder zu Bett gebracht und wir lesen, bzw. ich lese vor, immer noch in den letzten Kapiteln der „unendlichen Geschichte“ von Michael Ende. Mittlerweile ist Bastian, der „Held“ oder Retter Phantasiens, durch seine vielen Wünsche, die einerseits helfen, das Land wieder neu aufzubauen und auszugestalten, weswegen er aber andererseits nach und nach sein wirkliches Leben und Herkunft vergisst, größenwahnsinnig geworden und wollte sich selbst zum nächsten „kindlichen Kaiser“ von Phantasien krönen. Dabei setzte er nicht nur die Freundschaft zu Atreju und dem Glücksdrachen aufs Spiel, sondern verwundete Ersteren dazu noch schwer, während seine Gefolgschaft im Kampf mit seinen Gegnern den Elfenbeinturm, sozusagen das Herz des Reiches, in Schutt und Asche legte. Erst jetzt erkennt Bastian, was er mit seinen auch negativ genutzten Wünschen am Ende angerichtet hat und er begibt sich mit seinen letzten verbleibenden Wünschen auf die Suche nach dem Rückweg in seine Welt, zu seinem wirklichen Ich und damit zu seinem wahren Willen. Auf dieser Reise begegnet er dem Volk der Nebelfischer „Yskálnari“, deren Gemeinschaft er sich unbedingt anschließen möchte. Während der Fahrt über das Meer wird ihm aber die Besonderheit dieser Gruppe klar, es offenbart sich ihm der Kern des Menschseins, das zentrale Thema eines jeden von uns und sein nächster (letzter?) Wunsch entsteht in ihm, wodurch ihm dann aber nur noch eine Erinnerung verbleibt:


Bei diesem Absatz über die Nebelfischer, die Beschreibung deren Gemeinschaft in Harmonie unter Gleichen, (jedoch nicht unersetzlichen Individuen), musste ich an das Orchester als „Gemeinschaft“ denken. Hier ist es natürlich gewünscht, dass wir „unter Gleichen, in Harmonie“ zusammenspielen, aber dennoch kann jeder Einzelne, besonders in den solistisch besetzten Bläserstimmen, dazu beitragen, dass ein Stück vom Notenpapier zum Erklingen gebracht wird. Hier sind wir Gleichgesinnte, aber Individuen, die etwas gemeinsam erschaffen wollen.

Jedenfalls schätze ich es sehr, dass man sich in meinem Orchester, musikalisch und außerhalb der Musik, einbringen kann, dass wir als individuelle Mitarbeiter geschätzt sind und so zum großen Ganzen unseres philharmonischen Selbstverständnisses auf und abseits der Bühne beitragen können: kostbare Steinchen eines großen Gesamt-Mosaiks…


Abschließend kommt mir ein Zitat von der Geigen-Solistin Patricia Kopatchinskaya in den Sinn, was ich aber nur aus dem Gedächtnis wiedergeben kann, sinngemäß hat sie es so in einem Interview gesagt:


„Musik ist wie Liebe. Sie verklingt unmittelbar, aber verschwindet deshalb nicht einfach: die Musiker können sie durch ihr Spiel verschenken und dann kommt sie zurück in der Reaktion des Publikums…“


Jetzt habe ich doch noch die große Kurve zur Musik gekriegt; sehen Sie mir die Ausschweifung, bzw. das Abschweifen nach: mich begeistert Michael Endes Buch heute fast noch mehr als beim ersten Lesen als Kind.


Gute Nacht,

Rut Bantay

 
 
 

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