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Die Freiheit und das gesamte Orchester als Instrument…

  • Autorenbild: Rut Bantay
    Rut Bantay
  • 16. Mai 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Juni 2024

Ich bin noch total eingenommen und glücklich (und ganz schön kaputt) von unserem ersten der vier Konzerte mit Bartóks 2. Violinkonzert mit Christian Tetzlaff und der siebten Sinfonie von Dvorák in Landau gerade. Ich muss gestehen, bis zu unserem Projektstart - ich hatte mir zur Vorbereitung eine Aufnahme angehört - kannte ich das zweite Violinkonzert von Bartók gar nicht, vielleicht mag daher jemand anderes anders urteilen, aber für mich war es unglaublich dieses Werk nun kennenzulernen und noch dazu mit diesem, unserem Solisten. Wir spielen oft mit sehr guten Instrumentalisten, viele, die auch des öfteren wiederkommen und die ich schätze und dann kommt es natürlich auch darauf an, ob einen das Stück noch dazu anspricht, aber selten habe ich den Eindruck, die Interpretation und das Spiel ist so überzeugend und gleichsam berührend, dass man das Gefühl hat, ja(!), nur so kann man eben Bartóks 2. Violinkonzert spielen - so sollte es sein! Bereits der Anfang: nach den ersten Harfen-Einleitungstakten, denen wir tiefe Streicher etwas harmonische Stütze geben, setzt wie Einspruch erhebend die Solo-Violine ein und entspinnt ihr Thema bis zum ersten großen Orchester-Tutti.

Überhaupt hat die Harfe in diesem Konzert eine tragende Rolle und unsere fast schon „zum Inventar“ gehörende Harfenistin Frauke Adomeit, leider haben wir nämlich keinen fest angestellten Musiker dieses Instruments bei uns im Orchester, hat ihren Part sehr souverän gemeistert und sicherlich sehr viel Vorbereitungszeit investiert.

Erstaunlich ist, dass obwohl Bartóks Werk mitnichten „einfach“ zu hören ist, - das Tonmaterial des ersten Satzes basiert u.a. auch auf einer Zwölftonreihe, es gibt sehr schroffe Abschnitte, verwirrende Taktwechsel, Atonales, im letzten Satz bis hässlich-fratzenhaftes -, die Musik dennoch magisch in den Bann zieht. Dies schien unserem Publikum genauso zu gehen! Als Zugabe gab es dann noch einen wunderschön „erzählten“ Bach-Solo-Satz…



Nach der Pause folgte Dvoráks Sinfonie und trotz der vorangegangenen Probentage war das heutige Konzert-Ergebnis wirklich spannend, bestimmt durch große Freiheit in den Tempi, um Flexibilität und Zeit zu geben oder stürmisch voran zu preschen in den verschiedenen Themen und Stimmungen: unser Gastdirigent hat sich geradezu verausgabt. Mir gefällt seine „Dirigier-Sprache“ sehr, denn es gibt immer einen guten Kontakt zu den einzelnen Gruppen und Solo-Stimmen und auch durch seine Mimik kann man klar ablesen, worauf er hinaus möchte, wie er den Notentext liest und gestalten möchte. Vielleicht ist ja dem ein oder anderen ein bisschen routinierte Abgeklärtheit lieber, aber wenn ich die Wahl zwischen strenger Kontrolliertheit und spontaner Freiheit habe, dann doch in jedem Fall Letzteres für mich! Es scheint jedenfalls, als hätte Gábor Káli seine Aufmerksamkeit überall im Orchester und fügt die verschiedenen Stimmen wie auf einem großen Instrument selber spielend zusammen.

Es folgen nun noch drei weitere Konzerte - morgen geht es nach Vaduz… mit dem Kopf (und dem Herzen) bleibe ich bei solchen Abstechern aber immer zur Hälfte zu Hause bei meinen Kindern…

Erst mal eine gute Nacht,


Ihre Rut Bántay

 
 
 

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