Doppelt getourt hält besser!
- Rut Bantay
- 16. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Während mein Orchester am vergangenen Mittwoch nach zwei Probentagen mit wunderbarem Programm im Gepäck nach Italien aufgebrochen ist, wo die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gestern in Brescia im Teatro Grande und dann am heutigen Freitag in Bergamo, Teatro Sociale, unter der Leitung von Pier Carlo Orizio und Ying Li als Solistin am Klavier auftritt, hat mich unsere Musikvermittlerin Heike Schuhmacher zu einer „eigenen kleinen Tournee“ in dieser Woche eingeladen: wir besuchten verschiedene Grundschulen in der Pfalz, von Stadecken-Elsheim bis Frankenthal und noch weiter heute in Meisenheim und stellten den Schülern nicht nur mein Instrument, das Cello, vor, sondern gaben auch Einblick in den Orchesterberuf, nebst kleinem Konzert für die Kinder und tauchten ganz in die Welt der Musik und des (Cello)Klanges ein. Ein besonderes Highlight ist dabei immer, nicht nur zuhören und -sehen zu können, sondern den Schülern einmal selbst ein Cello in die Hand zu drücken und sie ausprobieren zu lassen, wie es sich denn anfühlt, die Saiten mit dem Bogen in Schwingung zu versetzen und einen Ton erklingen zu lassen.

Wie gut, dass in unserem hauseigenen Instrumentenmuseum, dem Klangreich, alle Streichinstrumente auch in kleineren Größen vorhanden sind. Zwei dieser Celli hatten wir die ganze Woche im Gepäck und es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich sich die Kinder an das Instrument herantasten, manche sehr zaghaft bis vorsichtig, manche ganz natürlich und selbstbewusst.

Am meisten berühren mich bei diesen Aufeinandertreffen aber die ganz unverfälschten Reaktionen der jungen Zuhörer. Zusammen mit Heike am Klavier spielte ich zum Abschluss der jeweiligen Schulstunde dann die „Vocalise“ von Sergej Rachmaninow. Ich mag die Bearbeitung für Cello, aber das Stück ist offen gesagt schon sehr traurig bis depressiv, manchmal sogar verzweifelt-wütend anmutend, nur selten gibt es Anklänge auf positivere Momente, dies jedoch sehr subtil. Es macht mich sprachlos, wenn die Mädchen und Jungen nach Verklingen der letzten leisen Töne, erst selbst ganz still geworden sind und dann nach Ihren Eindrücken gefragt, genau diesen Zwiespalt von großer Trauer im Wechsel der Emotionen und dann die Erinnerung an schöne Zeiten (und dabei mit Bezug auf sich selbst!) anssprechen. Es macht mich sehr glücklich zu spüren, wie die Musik alle Altersgruppen berührt.
Beim abschließenden Austausch heute in der zweiten Klasse in Meisenheim zu ihren Gedanken oder Gefühlen zum eben gehörten Stück befragt, meldete sich sogleich ein kleiner Junge, der ganz ernst sagte, die Musik habe so geklungen, als würde er sein Herz in seinen Händen tragen. ❤️
Ich bin generell ziemlich froh, dass Heike die überwiegende Moderation und den Redepart übernimmt, aber jetzt waren wir beide wirklich sprachlos. Mich haben die Worte so sehr gerührt, dass ich einen riesigen Kloß im Hals hatte und selbst wenn ich wollte, gar nichts hätte erwidern können. Meine Kollegin hatte sich etwas schneller als ich wieder gefasst und konnte dem Jungen zustimmen, wie treffend er doch seine Eindrücke beschrieben hatte.
Vielen lieben Dank, allen Voran Heike für die Planung, Organisation, das Fahren, die Durchführung, Konzept der Stunden und Begleitung am Klavier, und nochmals ein besonderes, riesiges Dankeschön an Euch Schülerinnen und Schüler mit Euren Lehrerinnen, - stellvertretend möchte ich hier Frau Schawinski von der Grundschule Adam Elsheimer in Stadecken-Elsheim und Frau Roßbach von der Erkenbert-Grundschule Frankenthal nennen und mich für die tolle Zusammenarbeit bedanken -, dass wir bei Euch sein durften, für den Applaus, Eure Wissbegierigkeit und Freude!
Bis bald mal wieder im „klingenden Klassenzimmer“,
Eure Rut
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