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Mendelssohn im Glück - Fokus: unsere Ernst-Boehe-Orchesterakademie

  • Autorenbild: Rut Bantay
    Rut Bantay
  • 8. Nov.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Nov.

Heute versuche ich einen recht großen Dreierpack in meinen Blogartikel zu schnüren: einerseits spielen wir innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal den „Elias“, also das wunderbare Oratorium über den biblischen Propheten komponiert von Felix Mendelssohn-Bartoldy in der recht großen Zeitspanne von 1836-1846; diesmal führen wir das Werk aber mit anderen Gesangssolisten, Chor und Dirigent, - nur wir sind noch ganz „die Alten“😉, auf. Es singen Lisa Wittig, Sopran, Marie Seidler, Alt als Königin, Fabian Kelly als Lastminute-Einspringer (herzlichen Dank im Voraus!), Tenor als Ahab und Jonas Müller, Bass, der den Part des Elias grandios ausführt, dazu der Beethovenchor Ludwigshafen und die Leitung hat Tristan Meister inne. Nun zu meiner Überschrift: ich empfinde immer ein Glücksgefühl, Mendelssohns Werke, auch die Sinfonien oder Kammermusik, zu spielen. Gerade im Oratorium gibt es sehr dramatische und emotionale Sätze, besonders im ersten Teil, als Elias noch den kämpferischen Prophet gegen die Vielgötterei und den Baalskult verkörpert, aber auch wegen der furchterregenden Prophezeiung der langen Wasserknappheit, dennoch kehrt der Komponist immer wieder zu sehr lyrischen Momenten zurück. Ich glaube, ich habe es an anderer Stelle in einem früheren Beitrag schon mal beschrieben: ihm gelingt eine Ausgewogenheit, denn die Tragik in seiner Musik kippt nie ganz ins Düstere und die kantablen Linien haben gleichzeitig eine innere Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit, fern allem Oberflächlichem oder „plakativ Schönem“. Mir persönlich gefällt die Möglichkeit der Klanggebung bei Mendelssohn, denn hier darf immer schwebend und gerne auch mit Leichtigkeit artikuliert und der Bogen geführt werden, auch wenn es dynamisch und tempomäßig sehr zur Sache gehen kann. Heute Abend findet bereits das Konzert, leider ist es das Einzige, um 19Uhr im Pfalzbau in Ludwigshafen statt und meines Wissens gibt es auch noch Tickets: herzliche Einladung zu diesem Konzertabend!

Zweitens möchte ich gerne den Beitrag nutzen, um Ihnen, liebes Publikum, unsere noch relativ junge Orchestereigene „Streicher-Stimmführer-Akademie“, die Ernst-Boehe-Akademie, vorzustellen. Der Namenspatron ist der erste Chefdirigent unserer Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die in den Gründungsjahren ganz zu Anfang noch Pfalzorchester hieß. Zu unserem 100. Geburtstag wurde diese Akademie gegründet, die den Fokus erweitern möchte, neben den unbestritten sehr wichtigen instrumentalen Fähigkeiten, - daher ist als Bewerbungsvorraussetzung wie später im Einstieg zum Berufsleben ein Probespiel zu absolvieren-, hin zu „ganzheitlich“ ausgebildeten und mit guten Werkzeugen ausgestatteten Orchestermusikern mit besonderem Augenmerk auf die Führungspositionen wie Konzertmeister und Stimmführer. Wie kann ich deutlich, aber konfliktarm kommunizieren, Menschen unterschiedlichster Zielgruppen selbst an Musik heranführen und schließlich durch einen bewussten Umgang mit der eigenen Gesundheit und meinen Ressourcen auf eine gute Stelle in einem Orchester hinarbeiten und diese dann erfolgreich ausfüllen? Es ist also ein breitgefächertes Angebot und auch Aufgabenfeld, welches unsere, Dank Stiftung und Freundeskreis der Staatsphilharmonie, derzeit acht Akademisten erwartet. Zuallererst spielen und Proben sie in unseren Orchesterprojekten mit, erhalten Unterstützung in der individuellen Vorbereitung auf die jeweiligen Werke und haben einen Mentor*in aus ihrer Stimmgruppe an ihrer Seite, absolvieren Probespieltrainings praxisnah auf ihrem Instrument, aber auch mental und erhalten zu den weiteren Themen Coachings und die Möglichkeit Workshops zu besuchen.

Idealerweise können unsere Akademisten diese Ausbildung bei uns zwei Spielzeiten lang erfahren; einige Stipendiaten waren „leider“ etwas kürzer da, da ihnen bereits ein erfolgreiches Probespiel für eine feste Anstellung im Orchester „dazwischengekommen“ ist, wie unserem ehemaligen Akademisten in der Violingruppe Iseon Kim, der nun als zweiter Konzertmeister im philharmonischen Orchester und Theater Heidelberg arbeitet, Sophie Taubitz, die seit zwei Jahren bereits Vorspielerin der Kontrabässe der Württembergischen Philharmonie Reutlingen ist, sowie Masako Ogawa, ebenfalls Kontrabassistin, die nun die Stelle der stellvertretenden Solobassistin am Pfalztheater Kaiserlautern inne hat und, - wir sind so froh sie behalten haben zu dürfen-, Jueun Hwang, die dem ersten Akademiejahrgang angehörte und nach einem fantastischen Probespiel nun seit zwei Spielzeiten Vorspielerin unserer zweiten Violingruppe ist, sowie Taihéi Wada der mittlerweile als Solobratscher im Stadttheater und philharmonischen Orchester Gießen wirkt.

Besonders im zweiten Jahr unserer Akademie legen wir verstärkt den Fokus auf die Anforderungen an und als Stimmführer einer Gruppe: d.h. nun spielt ein Akademist*in neben einem unserer Stimmführer*innen gemeinsam am ersten Pult. Dies bringt mich zurück zu meinem „Dreierpack“: Gerade diese Woche bei „Elias“ sitzt unser Cello-Akademist Josef Drăgus zusammen mit mir am Pult.

…gestern Abend bei der Generalprobe im Pfalzbau mit allen beteiligten Solisten und Chor
…gestern Abend bei der Generalprobe im Pfalzbau mit allen beteiligten Solisten und Chor

Gerne, wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja auch eine kleine Reihe hier im Blog mit allen Akademist*innen 😉, möchte ich Ihnen nun Josef etwas näher vorstellen:


Josef Viorel Drăgus, Foto ©️ Francesco Futterer
Josef Viorel Drăgus, Foto ©️ Francesco Futterer

Geboren 1997 in eine künstlerisch-musikalische Familie hinein, studiert er derzeit als Masterstudent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Prof. Conradin Brotbek. Er ist Solo-Cellist im Lech Classic Festival Orchester und Mitglied des Moritzburg Festival Orchesters und spielt bereits regelmäßig Aushilfe bei renommierten Orchestern wie den Münchner Symphonikern und dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim. Als Schüler war er zudem Preisträger beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und dem International Heran Cello Wettbewerb und ist als Solist mit einigen Orchestern, wie der Erzgebirgischen Philharmonie Aue aufgetreten.

Da das „bekannt machen“ meiner Meinung nach noch etwas persönlicher geht, habe ich Josef die Tage interviewt und er war so wunderbar aufgeschlossen, sich darauf einzulassen und bereit, mir dies zu beantworten:


  1. Wenn Du ein Orchesterwerk oder Sinfonie wärest, welches bist Du und warum?

    „Wenn ich ein orchestrales Werk wäre, wäre es sicherlich das Brahms Doppelkonzert für Violine und Violoncello begleitet von einem großen Sinfonieorchester: hier steht der Dialog der beiden Solo-Instrumente und auch der, der beiden Solisten mit dem Orchester, im Mittelpunkt. Obwohl es immer wieder Konflikte gibt, werden diese (musikalisch) gelöst. Sinngemäß: Dialog statt Konkurrenz. Das gefällt mir total!“ (Anm. d. Red.: Ja, so wahr gesprochen, lieber Josef: wie wäre unsere Welt, wenn man sich nur mit Noten duellieren könnte!)


  1. Was war Dein erstes Orchester-Konzert als Zuhörer und welches als Spieler? Erinnerungen?

    „An mein erstes Orchester-Konzert als Zuhörer kann ich mich gar nicht so richtig erinnern, da mein Vater selbst Orchestermusiker war und wir schon als Kinder immer viel mit zum Zuhören gekommen sind. Aber während meiner Zeit am sächsischen Landesmusikgymnasium habe ich viele eigene Erlebnisse im Orchester mitnehmen dürfen: angefangen als Kind bei dem Orchester für Kinder und Jugendliche, „die Landstreicher“, bis hin zum Bundesjugendorchster, bildeten diese alle zusammen Stationen, die meinen Wunsch selbst Orchestermusiker zu werden, bestärkt haben.“


  2. Ernst-Boehe-Akademie: Du bist ja bereits bei fünf sehr unterschiedlichen Projekten, von Filmmusik zu Brahms, Oratorium und regulärem Sinfonie-Programm, am ersten Pult gesessen und hast darüberhinaus bei sehr vielen großen Sinfoniekonzerten mitgespielt; was nimmst Du für Dich mit?

    „Gerade die Ernst-Boehe-Orchesterakademie ist etwas sehr Besonderes: Neben den spektakulären Sinfoniekonzerten, in denen wir wortwörtlich im großen orchestralen Klang schwelgen wie z. B. bei Mahlers sechster Sinfonie oder Rimsky-Korsakows Sheherezade, lernen wir nicht nur, wie es ist, im großen Ensemble zu spielen, sondern bekommen auch immer wieder die Möglichkeit, am ersten Pult zu spielen: Nahe vor dem Dirigenten; das Gefühl von Verantwortung, und auch zu sehen wie wichtig Körpersprache und Bewegung sind. Wirklich sehr eindrückliche Erfahrungen!“

    (Anm. d. Red.: und ich hatte nun schon bei drei Projekten das Vergnügen, mit Dir zu „pulten“. Gute Beobachtungen, die Du mitteilst! Andersrum konnte ich nämlich erkennen, wie Du beim Spielen, - nun der „zweite Elias“-, immer mehr aus Dir heraus gehst und Dich einerseits von der Musik mitreißen lässt, aber sicher auch umgekehrt dadurch unser Publikum mitnimmst auf die Hör-Reise durch dieses phänomenale Werk.)


    Danke für Deine inspirierten und inspirierenden Antworten!

    Natürlich müssen Pultnachbarn unbedingt auch den Gesichtsausdruck synchronisieren…😉 (Nein, aber jetzt ernsthaft: die Mimik beim Spiel unterstützt tatsächlich den musikalischen Ausdruck! Oder haben Sie mal versucht lächelnd zu schimpfen?) Danke an Lasse Riedl für alle Fotos!
    Natürlich müssen Pultnachbarn unbedingt auch den Gesichtsausdruck synchronisieren…😉 (Nein, aber jetzt ernsthaft: die Mimik beim Spiel unterstützt tatsächlich den musikalischen Ausdruck! Oder haben Sie mal versucht lächelnd zu schimpfen?) Danke an Lasse Riedl für alle Fotos!

Ach, bevor ich es vergesse: der obige Karten-Link war hier ganz unbrauchbar, denn die arme Stadt Ludwigshafen hat gerade einen Cyber-Angriff auf ihren Server erlitten, daher ist z.Z. so einiges online ausgefallen und Sie können also ganz „Old-School“ heute zur Abendkasse kommen und dort sogar ein händisch geschriebenes Konzert-Ticket erwerben! Bereits früher gekaufte Karten behalten natürlich ihre Gültigkeit!

Also, ich freue mich Sie zu sehen!

Bis später,

Ihre Rut Bantay

 
 
 

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