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Nebel über Augsburg

  • Autorenbild: Rut Bantay
    Rut Bantay
  • 11. Dez. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Jan.

Beim diesjährigen Weihnachtskonzert der Bürgerstiftung Ludwigshafen am morgigen Mittwoch spielen wir im zweiten Teil die fünfte, eigentlich ja zweite, Sinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy, mit dem Beinamen „Reformationssinfonie“. Die Rezeptionsgeschichte dieses Werkes ist etwas verworren: eigentlich 1829/30 bereits als 2. Sinfonie entstanden, nahm Mendelssohn wieder Abstand von seiner Komposition, weswegen sie erst posthum in Druck ging und daher nach dem Lobgesang, der „Schottischen“ und der „Italienischen“ als Nummer 5 geführt wurde.

Zum 300.Jubiläum der „Confessio Augustana“ , oder übersetzt dem „Augsburger Bekenntnis“, welches Lehre und Praxis der Wittenberger Reformation in Latein und Frühneuhochdeutsch beinhaltet, komponierte Felix Mendelssohn, dessen Eltern zwar jüdischen Glaubens waren, aber ihre Kinder evangelisch taufen ließen und später ganz konvertierten, dieses festliche Werk. Dem ersten Satz ist eine langsame Einleitung vorangestellt, die Zitate aus der Gregorianik und dem sogenannten „Dresdner Amen“ enthält; jener kurze Antwortgesang des Chores, komponiert von J.G. Naumann, gesungen in der Dresdner Hofkirche, fand später nicht nur weitere Verwendung durch Mendelssohn, sondern auch Gustav Mahler in seiner ersten Sinfonie, Anton Bruckner und Richard Wagner in mehreren seiner Opern.

Auch für den vierten und letzten Satz wird eine Sonatenhauptsatzform verwendet, aber auch hier stellt Mendelssohn als Besonderheit eine Einleitung voran: zunächst völlig solistisch, stimmt die erste Flöte den Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“ an und es schließt sich nach einem kurzen Allegro vivace das Allegro maestoso an, dabei entspinnt sich eine große Fuge, bevor nach weiteren Steigerungen nochmals im unisono der Choral als krönender Abschluss erklingt.

Weiter auf dem Programm steht das Concerto grosso von Arcangelo Corelli mit dem Beinamen „Weihnachtskonzert“, vermutlich für ein weihnachtliches Kirchenkonzert des neuen Arbeitgebers komponiert, mit dem bekannten Pastoralsatz zum Ende und ein Konzert für Blockflöte, Streichorchester und Basso Continuo von J.S. Bach mit der jungen, ausgezeichneten Solistin Lucie Horsch.

Die Probenarbeit und Leitung des Projektes liegt bei Jan Willem de Vriend. Ich finde, gerade auch bei dieser, für uns als sinfonischen Klangkörper eher spezielleren Programmzusammenstellung, - aufgrund der doch meist recht kleinen Besetzungen spielen wir nicht so oft Barockmusik, hätte man kaum einen geeigneteren Dirigenten finden können: selber ursprünglich Violinist, mitbegründete de Vriend das Combattimento Consort Amsterdam, welches sich insbesondere der Musik des 17. und 18.Jahrhundert verschrieben hat und dabei bei allem fachspezifischen Wissen der Spielweise und Gestaltung, dies aber auf modernen Instrumenten ausführt. Heute ist Willem de Vriend Gastdirigent vom Orchestre National de Lille und den Stuttgarter Philharmonikern. Jedenfalls versprüht unser Dirigent der Woche nun schon seit Montag Morgen Witz und Esprit und probt mit einer immensen Energie und Freude, die sich überträgt.

Da finde ich es diesmal besonders gut, dass wir unser Programm gleich noch weitere dreimal am Freitag in Backnang, am Samstag in Karlsruhe und am Sonntag dann in Mainz aufführen können:

Zur Abrundung oder um den Bogen wieder zum Anfang und meiner seltsamen Überschrift zu spannen: Ja, Nebel passt zum November und Dezember, aber wieso Augsburg? Mit diesem Bild des Blickes von oben auf die nebelverhangenen Stadttürme von Augsburg, eröffnete unser Dirigent den Probenbeginn: der erste Satz der Sinfonie startet mit einem in recht gedeckten Farben gehaltenen Andante der tiefen Streicher Viola, Cello, Kontrabass, dazu tiefe Holzbläser wie Fagott, ehe weitere Instrumente dazukommen. Erst die Bläser ein paar Takte später „reißen den Himmel auf und geben den Blick frei“.

Für mich alles sehr genau vorstellbar, bin ich (lustigerweise auch mein Pultnachbar diese Woche!) doch in Augsburg aufgewachsen.



Es würde mich freuen, wenn Sie sich mit uns und diesem wunderbaren Programm ebenfalls gerne auf Weihnachten einstimmen mögen!


Herzliche Grüße,


Rut Bantay

 
 
 

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