Türchen Nummer 5
- Rut Bantay
- 5. Dez. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Heute beginnen die Proben für unser Konzert am Ende der Woche: ich freue mich sehr, denn es wird phantastische, wunderschöne und mitreißende Musik erklingen! Auf dem Programm steht das Vorspiel zu Lohengrin, gefolgt von den vier letzten Liedern von Richard Strauss und im zweiten Teil dann Bartóks Konzert für Orchester.
Die Ouvertüre gehört neben dem Vorspiel zu Tristan und Isolde für mich zu den schönsten Opernanfängen, die Wagner geschaffen hat. Und das sage ich, obwohl wir Celli hier lange gar nicht beteiligt sind! Nach einleitenden Akkorden starten ausschließlich die Violinen für die nächsten 50Takte oder mehr. Wenn man die getragene Linie mit einer Farbe belegen wollte, so würde ich sagen, es klingt goldgelb. Auf jeden Fall hell und licht und seidig zart dabei.
Die vier letzten Lieder, jedes ein Kleinod für sich, überschrieben mit "Frühling", "September", "Beim Schlafengehen" und "Im Abendrot" wird Sarah Traubel mit uns musizieren.
Aber in der heutigen Probe widmen wir uns zunächst nur dem Konzert für Orchester von Béla Bartók. Dieses Werk ist seine letzte vollendete Komposition, die er im Exil in Amerika kurz vor seinem Tod schrieb.
Das Werk hält ein Feuerwerk an Rhythmen, Stimmungen und wunderschönen Themen wie im 4.Satz Intermezzo interrotto, die klingende Sehnsucht nach seinem Heimatland Ungarn mit eingeschobenen 5/8Takten, bereit.
Diese Woche haben wir aber noch eine Extraaufgabe: Bartóks Stück wurde neu im Verlag aufgelegt und gedruckt. Dadurch ist das Notenbild nun deutlich besser (und größer) lesbar, aber eben auch die Anordnung etwas anders. Während dieser Woche wird das Material also den Praxistest unterlaufen und wir Musiker können und sollen Anmerkungen machen, ob noch Verbesserungen möglich sind oder sich gar Druckfehler eingeschlichen haben. Seit letzter Woche habe ich die neuen Noten zu Hause und musste mich beim Üben zunächst mit dem veränderten Druck vertraut machen. Ja, der Mensch ist vermutlich doch ein Gewohnheitstier und für mich speziell gehört das Optische eben auch sehr dazu. Wenn ich früher zur Schulzeit Latein-Vokabeln gepaukt habe, wusste ich bei der späteren Abfrage manchmal leider dann doch nicht die Bedeutung, aber hätte dem Lehrer immer sagen können, wo auf der Seite das Wort gestanden hatte: oben, mittig oder unten.

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