La Dolce Vita
- Rut Bantay
- 29. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Apr.

Morgen ist der 30.Juni und just an diesem Tag vor zehn Monaten habe ich den Blog eingeweiht, sozusagen das erste leere virtuelle Blatt gleichzeitig mit unserem Start in die neue Spielzeit beschrieben und am Montag schon beginnt die letzte Woche unserer Saison 2023/24: gefühlt wie ein Flügelschlag unseres „Musik im Anflug“-Logo-Vogels sind die Tage, Wochen und Monate vorbeigezogen. Nun wird ab Montag für unser Orchester-Festival, das Musikfest Speyer, geprobt, mit dem Eröffnungskonzert am Mittwoch, gefolgt von zwei Serenaden am Freitag und Samstag, zwei Kinderkonzerten am nächsten Wochenende und zum Abschluss am Sonntag, den 7.Juli dann noch geballt eine Matinée mit Lesung und Klaviertrio und schließlich dem Schlusskonzert am Abend.
Das war jetzt etwas viel Information, um alles in einen Satz zu packen, deshalb hier noch der Link zur kompletten Programmübersicht:
Wie jedes Jahr gibt es einen Komponisten-Schwerpunkt, zu dem besonders das Eröffnungs- und Abschlusskonzert programmatisch berücksichtigt. In diesem Jahr ist es Felix Mendelssohn Bartholdy: am Mittwoch, den 3.Juli erklingt u.a. seine dritte Sinfonie, mit dem Beinamen „die Schottische“ und am Sonntag zum Abschluss dann seine (zweite) Sinfonie „Lobgesang“ in Kantatenform für Soli, Chor und Orchester mit Ania Vegry, Sopran, Eleonora Vacchi, Mezzosopran, und Stefan Cifolelli, Tenor und dem Domchor Speyer; beide Konzerte wird unser Chefdirigent Michael Francis leiten. Eigentlich bin ich etwas traurig, dass ich „nur“ beim Schlusskonzert besetzt bin, - durch die Generalprobe für die Lesung, wo ich mit zwei Kolleginnen das Klaviertrio von Fanny Hensel aufführen werde, ist es auch nicht anders möglich -, denn ich spiele die Sinfonien von Mendelssohn so gerne: irgendwie setzt seine Musik bei mir Glücksgefühle frei und auch wenn es natürlich verschiedenste Empfindungen in seiner Musik, Klang- und Tonsprache gibt, so wird es doch nie ganz tragisch-dramatisch, das Heitere aber andererseits auch nicht oberflächlich oder plakativ triumphierend, desweiteren bleibt die Instrumentation immer durchsichtig und leicht. Zur Schottischen Sinfonie, wie der Beiname verrät, wurde Mendelssohn auf einer Reise nach Edinburgh inspiriert und diese ist eigentlich seine letzte Sinfonie, da er fast 13Jahre für die Beendigung der Komposition gebraucht hat und die Italienische, die Vierte, und die Reformations-Sinfonie, die Fünfte, davor fertiggestellt wurden.
Die Besonderheit der Sinfonie-Kantate „Lobgesang“, welche dann im Abschluss-Konzert erklingen wird, stellt, wie schon der Name sagt, die Vermischung der Gattungen Sinfonie und Kantate dar, die Verknüpfung von Chor und solistischen Gesangsstimmen mit Orchester und letztlich die Verbindung von Text, Poesie und Instrumentalmusik. Das Werk war 1839 vom Rat der Stadt Leipzig anlässlich der Vierhundertjahrfeier der Erfindung des Buchdruckes durch Johannes Gutenberg in Auftrag gegeben worden. Für Mendelssohn muss die „Bestellung“ dieses Stückes ein Glücksfall gewesen sein, denn durch die Komposition des „Lobgesangs“ fand er aus einer lang währenden Schaffenskrise heraus.
Bei der ersten Serenade am Freitag, ausgeführt von einem Klavierquintett in der großartigen Besetzung rund um unsere Konzertmeisterin Yi-Qiong Pan mit lieben, ausgezeichneten Kolleg:innen, Marcus Diehl, zweite Violine, Stella Sykora-Nawri, Viola und Kristina Diehl, Violoncello, mit dem phantastischen Herbert Schuch, der auch schon mehrfach als Klaviersolist mit unserem Orchester aufgetreten ist, können Sie sich dann auf zwei Meisterwerke von Mendelssohn-Zeitgenossen freuen: es werden die beiden Klavierquintette von Robert Schumann und Johannes Brahms zu hören sein.
Die zweite Serenade am Samstag dann, wartet mit einem wahren Kontrastprogramm auf, welches unsere Blechbläser im Ensemble geleitet von Christopher Houlding zum Besten geben werden; nur soviel sei bemerkt, es wird ein richtiges „Vergnügen“, lassen Sie es auf sich zukommen und genießen Sie, liebes Publikum.
Für die beiden Kinderkonzerte, welche leider bereits ausgebucht sind, vielleicht gibt es aber noch Restkarten an der Tageskasse, hat sich das Ensemble Colourage mit Sarah Wünsch, Schauspiel und Tanz, unter der Regie von Matthias Folz zusammengetan und sie führen ein Märchen, „Die Duftsammlerin“, über das Reisen mittels Gerüchen und Düften, das Geheimnis der Sinne und der Entdeckung der Welt, auf.
Last but not least am Sonntag Morgen darf ich Sie dann selber zusammen mit Asli Kiliç, Klavier und Sofía Roldán Cativa, Violine mit den Erzähler:innen Aliki Hirsch und Matthias Folz, die aus Briefen von Felix Mendelssohn an und von seiner Schwester Fanny lesen werden, zum herrlichen Klaviertrio von Fanny Hensel Mendelssohn einladen. Hier ein youtube-link zur Einstimmung darauf https://youtu.be/SLhoZxcN8I0?feature=shared und abschließend eine Collage aus den dazugehörigen „Bleib-euphorisch-Kalenderblättern“: besonders Fannys Zitat über sich selbst als Komponistin scheint bezeichnend und eindrücklich.

Ich freue mich ganz besonders auf diese und unsere letzte Woche der Saison 2023/24, die für uns Orchestermusiker quasi den Auftakt zu „La Dolce Vita“ bildet: der Spielzeitpause…😉🏖️⛰️
Herzliche Grüße, bis dieser Tage und einen schönen Sonntag, zum Beispiel beim morgigen Rheinuferfest, Sonntag den 30.6. um 12Uhr NICHT auf dem Platz der Deutschen Einheit in Ludwigshafen, sondern aufgrund der Wettervorhersage im Pfalzbau(!) und dort mit doppeltem Tschaikowsky!🎶
Ihre Rut Bántay
Kommentare