Neue Gesichter: Kyrill Tkachenko
- Rut Bantay
- 8. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Vor Kurzem hat hier bei seiner „Neuvorstellung“ unser Klarinettist Matthias auf eine meiner Fragen geantwortet, dass er es so faszinierend am Orchesterspiel findet, wie so viele individuelle Menschen etwas so Großes zusammen erschaffen können, wie zum Beispiel eine gemeinsame Klangsprache und Interpretation eines sinfonisches Werkes. Sie, liebes Publikum, merken vermutlich dann beim Proben-Endergebnis, dem Konzert, nicht so sehr, wie unterschiedlich wir Musiker eigentlich wirklich sind, besonders wenn es sich um die Instrumentalisten größerer Gruppen handelt, wie den Streichern, bei denen viele von uns gemeinsam eine Stimme zusammen spielen. Die Gemeinsamkeiten und Gegensätze bekommt man natürlich viel mehr im Probenprozess oder beim Gespräch in der Kaffeepause mit. Interessant finde ich auch neue Kollegen beim „Ankommen“ im Orchester zu beobachten: manche, vielleicht durch gemeinsame Freunde und Bekannte, sind gleich „voll drin und dabei“ andere zunächst zurückhaltend oder gar etwas vorsichtig, lernen nach und nach und eher bedächtig die anderen Musiker kennen. Ich finde es jedenfalls sehr schön zu sehen, wenn man dann auch optisch-spielerisch in der Probe merkt, wie das Integrieren von statten geht. Daher freue ich mich nun auch sehr mit unserem weiteren neuen Kollegen der ersten Violinen, Kyrill Tkachenko, der gerade eben kurz vor Saison-Ende erfolgreich sein Probejahr beenden konnte. Ich glaube, als Smalltalk-Unfähige, - genau daher haben Sie mich auch noch nie beim Pausengezwitscher in der Konzertpause im Foyer angetroffen -, mache ich es dem ein oder anderen „Neuen“ auch nicht gerade einfach. Jedenfalls fand ich es sehr nett, dass Kyrill dann irgendwann einmal mich angesprochen hat und wir in unserer ersten Unterhaltung nach mehreren Monaten(!), als er schon bei uns gespielt hatte, festgestellt haben, dass wir beide in Dresden studiert haben, mit dem kleinen Unterschied, dass es bei mir schon vieeele Jahre 🤭 zurückliegt):

Der in Köln gebürtige Violinist Kyrill Tkachenko erhielt im Alter von sechs Jahren seinen ersten Violinunterricht bei Alexander Ostrovsky in Dortmund. 2018 kam er dann für sein Musikstudium an die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden in die Klasse von Prof. Igor Malinovsky. Dort war er von 2019 bis 2023 Mitglied im Residenzorchester Dresden und nimmt bis jetzt rege am Musikleben in Dresden und Umland teil. Als Solist trat er mit Violinkonzerten von Mozart und Beethoven vor Publikum auf und überzeugte auch in unterschiedlicher kammermusikalischer Besetzung bei zahlreichen Festivals in Spanien, Italien, Russland und den Niederlanden mit einem umfangreichen Repertoire, das vom Barock bis zur zeitgenössischen Musik reicht. In der Spielzeit 2023/24 war Kyrill Akademist an der Deutschen Oper Berlin, wo er durch das Spielen der großen Opernwerke von R. Wagner, G. Verdi und vielen weiteren Komponisten wertvolle Orchestererfahrung sammeln konnte. Seit dieser nun ausgehenden Saison 24/25 ist er neues Mitglied in der Gruppe der ersten Violinen bei uns.
Um die Möglichkeit zu bekommen, Kyrill noch etwas besser kennenzulernen, habe ich ihm auch die bereits bekannten vier Fragen gestellt:
Hast Du ein Hobby oder eine Leidenschaft neben der Musik?
„Mal Dies und Jenes, aber in erster Linie bin ich ein großer Naturfreund und verbringe viel Zeit mit Wandern und Reisen.“
Was gefällt Dir am Orchesterspiel besonders?
„Schwierige Frage, weil ich Alles am gemeinsamen Musizieren liebe. Wahrscheinlich ist das Gefühl, dass man in jeder Sekunde den Gesamtklang mit seinem Instrument beeinflussen kann, eines der Schönsten. Letztendlich präsentiert man sich immer als gesamtes Orchester und dass man dabei aber diese persönliche Verantwortung in jedem Konzert tragen kann, empfinde ich als großes Privileg.“ (Jaha, ich weiß, das ist ernsthaft und wirklich klug geantwortet und vielleicht sollte ich mir meine „Anm. d. Red.“ mal verkneifen, aber bei Kyrills Worten hier, kommt mir plötzlich eine satirisch gemeinte Grafik in den Sinn, die mir irgendwo mal über den Weg lief. Dabei wird ein Torten-Diagramm angezeigt, das das Gehirn eines Cellisten [und dessen Denkweise] anzeigt… gibt es übrigens auch für andere Instrumentalisten, aber weil ich eben Cello spiele und es wirklich witzig finde bzw. da wohl doch ein Fünkchen Wahrheit dran ist:
Gleich beim ersten recht kleinen roten Schnipsel denke ich an Kyrills Antwort: das Elgar Konzert für Cello fängt mit den vom Solisten im fortissimo gespielten e-Moll Akkorden an, noch vor dem Einsatz des Orchesters in die totale Stille hinein… wie oft habe ich gedacht, wenn man jetzt im Sinfoniekonzert plötzlich in eine Generalpause genau diese… nein lieber doch nicht😉😬 (Die höchste Gedanken-Wahrscheinlichkeit in orange dargestellt übrigens: wie kann ich verhindern, den Pachelbel-Kanon mitspielen zu müssen. Als fundierter Musikkenner wissen Sie natürlich, dass die Basso Continuo Stimme des kompletten Stückes nur aus sich immer wiederholenden 8Tönen besteht! Puh!!🥱 Gefällt Dir etwas an Ludwigshafen?
„Natürlich die Philharmonie und der Blick von meinem Balkon auf den Friesenpark mit seinen Tauben, Papageien, Eichelhähern und Nachtigallen(!).“
Was ist Dein Lieblingsgetränk?
„Doppelter Espresso Macchiato mit Eiswürfeln.“
Vielen lieben Dank, Kyrill, für Deine Antworten! Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Probejahr und weiter gutes Ankommen in Deinem Orchester, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.
Wir spielen diese Woche „als letztes Werk“ in der Saison 2024/25 noch eine Sinfonie von Ernst von Dohnányi auf CD ein, bevor wir in die Sommerpause starten: daher nutze ich hier die Gelegenheit, mich von Ihnen, verehrtes Publikum, zu verabschieden: Ihnen eine gute Zeit und bis bald wieder im September zu unserem Festival und Spielzeitstart „Modern Times“.
Ich freue mich auf Sie, bleiben Sie gesund und so euphorisch-musikbegeistert!
Herzliche Grüße,
Ihre Rut Bantay
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