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Sieben Türen

  • Autorenbild: Rut Bantay
    Rut Bantay
  • 9. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit
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Je nach Jahreszeit und Wetter kann ich morgens beim Aufstehen zumeist einen wunderbaren Sonnenaufgang aus dem rückwärtigen Fenster betrachten. Das Foto stammt von heute um 6:49Uhr und passt, so finde ich, thematisch hervorragend zum Spielzeitstart: der Tagesanbruch ist immer auch ein Aufbruch, das goldrote Sonnenlicht Hoffnung verheißend und der etwas wolkig-unruhige Himmel Spannung verkündend. In der letzten Zeit hatte ich diesen Moment verpasst, denn im Sommer müsste ich ja noch viel früher dazu Aufwachen. Da meine Kinder in Mannheim noch bis Sonntag Schulferien haben, kam es also erst heute wieder dazu, denn nun hat unsere neue Saison 2025/26 angefangen und (m)eine erste Probe stand auf dem Plan. Das Eröffnungskonzert der Spielzeit fand bereits am letzten Sonntag in Freinsheim in einer ungewöhnlichen, weil Kammerorchestergröße, Besetzung statt und war, den Berichten zufolge und Fotos betreffend, ein phänomenales Ereignis.

Liebes Publikum, und so außergewöhnlich geht es nun erst einmal weiter: Sie als alte Hasen kennen ja bereits unseren Saisonstart mit dem Festival „Modern Times“, bei dem besonders selten bis wenig gespielte Werke der ~1920ger Jahre auf dem Programm stehen. Heute haben wir angefangen für das Konzert am Freitag, den 12. September um 19:30Uhr im Pfalzbau, zu proben. Wir spielen die Suite zur Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss, also wenn man so will das „Best of“ an Themen und Melodien daraus, und die einaktige Oper „Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartók von 1911, uraufgeführt 1918 in Budapest. Der Stoff zur Oper geht zurück auf eine alte Sage, die 1697 von Charles Perrault zu einem Märchen verarbeitet wurde. Gerade als Opernstoff wurde die Geschichte mehrmals aufgegriffen, wie von Offenbach oder Dukas. Béla Balázs verfasste darüber ein Drama „Das Schloss des Prinzen Blaubart“ und widmete es Kodály und Bartók. Letzterer nutzte dann den Text als Libretto für seine Oper.

Die Geschichte liest sich so schaurig wie einem Albtraum entsprungen: Judith ist Herzog Blaubart auf dessen Burg gefolgt; sie hat ihre Familie und ihren Verlobten für ihn verlassen und möchte mit ihm leben. Die Handlung setzt ein, als die beiden Protagonisten in die kalte und dunkle Halle der Burg eintreten. Mit Zuschlagen der Tür wird es so düster, dass sich Judith nur noch tastend an den merkwürdig feuchten Wänden fortbewegen kann. Sie bittet Herzog Blaubart die sieben, von der Halle ausgehenden Türen öffnen zu dürfen, damit etwas Licht hereinfällt. Dieser stimmt zu und gibt ihr sogleich den Schlüssel zur Ersten: doch welch Schreck, in dem roten Licht des dahinterliegenden Zimmers erblickt sie die Folterkammer mit blutigen Wänden. Auch die nächste Tür zu öffnen, bringt keine Beruhigung, denn es handelt sich um den Zugang zur Waffenkammer mit blutverschmierten Geräten. Die geöffnete dritte Tür taucht nun alles in goldenes Licht, - hier liegt die Schatzkammer. Aller Schmuck und Reichtum sei für Judith und sie sucht sich einige Geschmeide, eine Krone und prächtige Gewänder aus, doch sie bemerkt, auch diese sind von Blut befleckt. Die vierte Tür gibt den Blick in den Garten frei, so prächtig und groß die Rosen und Bäume, so blutig ist die Erde in der sie wachsen. Erst durch die offene fünfte Tür ergießt sich nun strahlendes Licht: hier kann man Herzog Blaubarts ganze Ländereien und Wälder sehen, dennoch trügt auch der Schein, denn am Himmel ziehen Wolken, die blutige Schatten werfen.

Trotz des Herzogs Warnung will Judith unbedingt auch die letzten beiden Türen öffnen. Hinter der einen befindet sich ein See aus Tränen und das Licht verdunkelt sich wieder. Durch ihr Insistieren erhält Sie schlussendlich auch den letzten, siebten Schlüssel. Judith öffnet die Tür und heraus kommen, ihre dunkle Vorahnung bestätigend, die drei früheren Frauen von Herzog Blaubart, verkörpert als Morgen, Mittag und Abend. Blaubart legt Judith den zuvor ausgesuchten Schmuck und Mantel an und nun muss sie den anderen Frauen als „Nacht“ wieder hinter die siebte, sich schließende Türe folgen. So endet auch die Oper mit Herzog Blaubarts Gesang in der wieder verdunkelten Halle, „Nacht bleibt es nun ewig“.


Natürlich wird bei unserer Aufführung im Pfalzbau keine Kulisse aufgebaut und es gibt keine szenische Darstellung, aber dennoch wird die Gefühlsebene und die verschiedenen Stimmungen ganz besonders dargestellt werden. Nur so viel möchte ich vorneweg verraten: diese werden nicht nur von den Sängern, dem Orchester und also der Musik, sondern in anderer, anschaulicher(er) Art und Weise verkörpert und daher wird ein sehr spezieller, einmaliger Bühnenaufbau erfolgen, den es so im Saal noch nie gegeben hat.

Die Partie der Judith wird Magarita Vilsone und den Herzog Derrick Ballard singen. Die Regie hat Urs Häberli und die Leitung unser Chefdirigent Michael Francis inne.

Damit Sie jetzt nicht noch umständlich suchen müssen, anbei der Link zur Konzertkasse:


Ich freue mich sehr, wenn Sie am Freitag mit uns aufbrechen, zu einem sehr besonderen Konzert und zur neuen Spielzeit 2025/26.


Herzliche Grüße,

Rut Bántay

 
 
 

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