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„Später ist zu spät…“

  • Autorenbild: Rut Bantay
    Rut Bantay
  • vor 1 Tag
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 14 Minuten

Heute gibt es hier keinen Reisebericht, - ich warte in Mannheim immer noch auf die erst nächste Woche beginnenden Schulferien meiner Kinder-, sondern möchte so gerne ein paar Zeilen schreiben über meinen gestrigen Besuch im „DRK Pflegeheim“ in Ludwigshafen-Melm zusammen mit dem Clownduo Manja Mauersberger und Hanna Lakatos alias „Rosalinde und Olivia“ von „Xundlachen e.V.“. Nach einem Termin im Caritas-Seniorenzentrum „Maria-Scherer-Haus“ im Mai, war dies nun für mich eine erneute Gelegenheit Rosalinde, diesmal mit Duopartnerin Olivia, bei ihrem Rundgang durch das ganze Haus zu begleiten. An dieser Stelle erst mal ein herzliches Dankeschön, dass ihr mich nicht nur mitgenommen, sondern auch so einfach und fröhlich-freundlich mit eingebunden habt zum Trio. Das Haus auf der Melm hat insgesamt vier Wohnbereiche auf vier Stockwerken und jedem wollten wir einen Besuch abstatten. Aber im Erdgeschoss angelangt, waren alle Bewohner zunächst „ausgeflogen“ zur gerade begonnenen Messe in der Heim-Kapelle und so trafen wir nur auf Bewohnerin Gerlinde, mit der wir uns gleich wunderbar austauschen konnten und die uns drei reich beschenkte mit einer Fülle von Gedichten und weisen Sprüchen, die sie nach all den Jahren immer noch auswendig rezitieren kann. Es wurde richtig philosophisch; ich habe unter Angabe von Stichworten versucht, jenes Gedicht zu recherchieren, welches mir so eindrucksvoll von Gerlinde gesprochen, immer noch im Kopf herumspukt, habe es aber einfach nicht gefunden zum Abdrucken hier. Inhaltlich ging es um Zeit und Vergänglichkeit; vielleicht auch den Zeitgeist unserer Epoche: es ist immer so viel zu tun, zu arbeiten und wir sind überschwemmt an Möglichkeiten, unser Leben zu gestalten und auszufüllen; dies birgt aber die Gefahr, nicht gut genug den Augenblick auszukosten und wertzuschätzen, - ja manchmal verschieben wir Dinge oder Begegnungen auf später, weil wir davon ausgehen, dass wir zu einem anderen Zeitpunkt dies auch noch unterbringen können… manchmal ist später aber eben zu spät, so der Kern und Schlussgedanke der Verse.

Etwas nachdenklich angerührt beschlossen wir dann, erst mal auf einem anderen Stockwerk weiterzumachen und tatsächlich trafen wir im obersten Stock einige Bewohner mehr an. Diesmal beschränkten wir unsere Besuche generell auf die Aufenthaltsräume; so schön für mich zu beobachten: gerade in diesem Heim finden die Clown-Visiten sehr regelmäßig statt und „Rosalinde und Olivia“ kennen die meisten der Bewohner mit Namen. Es wirkte auf mich so leicht und unkompliziert, wie die beiden in Kontakt treten, aufgreifen und anknüpfen, an das, was sie vorfinden an Stimmungen, Interesse oder einfach Austausch durch ein kleines Gespräch. Mein Cello, welches ich für die Besuche aufgrund der Lackfarbe „Goldi“ genannt habe, durfte gestern oft im Mittelpunkt stehen, indem ich kurze Sätze aus einer Bach-Suite, den Schwan aus dem Karneval der Tiere oder zusammen mit meinen Partnerinnen einige Lieder wie „Die Gedanken sind frei“ spielte und gesungen haben. Es gab auch drei Damen und Herren mit einem Ständchen (nachträglich) zum Geburtstag zu beglückwünschen. Die Clowninnen „Rosalinde und Olivia“ sind ja bei Ihrer Arbeit kostümiert und schaffen schon einmal dadurch eine Aufmerksamkeit und Präsenz bei Ihrem Publikum, - vielleicht ein klein wenig vergleichbar wie bei uns Orchestermusikern, wenn wir in unserem Frack und schwarzem Abendkleid auf die Bühne treten, doch sind die kleinen Aufführungen während des Besuches eines Heimes nicht inhaltlich geplant, es gibt keinen festen Ablauf und die Clowns bringen nur einige, wenige sinnvolle Gegenstände mit. Dies macht es aber durch die Spontanität und Flexibilität so wunderbar „einfach“, wenn man das so gut beherrscht wie die Clowninnen, auf die Menschen bspw. in den Pflegeheimen einzugehen, sofort anzuknüpfen und eine Beziehung zu spinnen. Auf einem Stockwerk kam uns schon auf dem Flur eine Bewohnerin entgegen, die zwar kaum gesprochen hat, aber offensichtlich große Freude daran hatte, sich tänzerisch zu bewegen: wie schön war es anzusehen, wie sie glücklich zusammen mit „Rosalinde“ zu den fließenden Klängen des Cellos und den mitgebrachten kleinen Requisiten - hier waren es ganz leichte, bunte Tücher - ein Tanzpaar bildete. Aber auch Stimmungen und die verschiedenen Emotionen werden berücksichtigt: nicht alle reagierten auf die „mitgebrachte Musik“ gestern gleich so positiv, manche waren (gerade) einfach traurig oder auch sogar etwas ungehalten, aber auch das hat wie alles im Leben seine Berechtigung. Bisher sind wir noch eine kleine Anzahl von Kollegen, die schon die Clowns von „Xundlachen e.V.“ bei Ihrer phantastischen Arbeit begleitet haben und ich hoffe sehr, es werden mehr! Ich finde es einerseits so sinnstiftend, aber lehrreich und (für mich) auch positiv herausfordernd, dabei sein zu können, jedesmal wieder neu überrascht zu werden und dann auch „improvisieren“ zu müssen, auch wenn ich meine vertrauten Achsen, mein Instrument und die Musikstücke, welche ich mitbringe, habe.

Herzlichen Dank, liebe Manja und liebe Hanna für den gestrigen Vormittag!

Eure Rut



 
 
 

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